Von Christina Law-McLean IBCLC

einschlafstillen2_swDer Hals kratzt, die Nase läuft und der Kopf fühlt sich an als wäre eine Tonne Steine darin. Die Erkältungszeit ist da und macht auch nicht vor stillenden Müttern halt. Bereits bei diesen ersten Symptomen fragen sich Stillmamas ob sie nicht besser Abstand von ihrem Baby halten um es nicht anzustecken und haben auch Bedenken weiter zu stillen aus Angst ihre Milch wäre dann schlecht fürs Baby.
Die entsprechenden Keime hat Dein Baby aber höchstwahrscheinlich bereits abbekommen bevor Du überhaupt Symptome gemerkt und Dich krank gefühlt hast. Die Übertragung findet hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion also Niesen, Husten aber auch durch Berührung mit beispielsweise „angeniesten“ Händen statt (Um eine Ansteckung versuchen zu vermeiden, ist deshalb auch allgemeine Hygiene und Händehygiene wichtig)

Wie soll man sich als Stillende also verhalten, wenn einem selbst eine Infektion trifft?

Bei Erkältungskrankheiten wie z.B. Bronchitis, Angina und grippalen Infekten herrscht grundsätzlich Entwarnung bezüglich des Stillens. Dein Baby weiter zu stillen ist hierbei nicht nur möglich sondern es hilft Dir und Deinem Baby sogar.
Gerade wenn es Dir körperlich nicht so gut geht, hast Du beim Stillen den Vorteil, dass Du nicht extra aufstehen musst um eine Flasche zuzubereiten  und während der Mahlzeit Deines Babys im Bett liegen bleiben kannst.

Weiterstillen lässt dein Baby an der Reaktion Deines Immunsystems teilhaben

Auf ganz unterschiedliche Weise schützt Deine Milch Dein Baby vor Infektionen. Diese „Mitnutzung“ Deines Immunsystems durch Dein Baby wird in den ersten Tagen und Wochen auch „Nestschutz“genannt. Aber auch über diese erste Zeit hinaus profitiert Dein Baby von der Abwehrleistung Deines Immunsystems. Während Du eine Erkältungskrankheit durchmachst und Dein Immunsystem auf diese reagiert und seine Abwehr aufbaut, bekommt Dein Baby diese Reaktion durch die Muttermilch immer aktuell mit.
In Deiner  Milch sind verschiedene immunaktive Anteile, welche Keime bekämpfen und so helfen können, einer Erkrankung Deines Babys (im Falle des Nestschutzes) vorzubeugen oder falls Dein Baby sich doch einmal ansteckt, den Verlauf abzumildern.
Das heißt, dass Dein Baby durch das Weiterstillen die Erkältung entweder vielleicht gar nicht abbekommt oder wenn es die Erkältung doch mit durchmacht, dass der Verlauf in den meisten Fällen leichter und kürzer ist.

In Ruhe Auskurieren

Damit sowohl Du als auch Dein Baby die Erkältung rasch übersteht, solltest Du gut nach Dir schauen: Gönne Dir Ruhe und trinke ausreichend. Gerade wenn Du fiebrig bist und voll stillst solltest Du besonders auf deinen Flüssigkeitshaushalt aber auch auf genügend Energiezufuhr achten.
Gegen allgemeine Erkältungsbeschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen darfst Du wenn Hausmittel nicht ausreichen auch in der Stillzeit Medikamente einnehmen: Ibuprofen oder Paracetamol sind Mittel der Wahl für stillende Mütter. Und selbst wenn ein Antibiotikum notwendig sein sollte, gibt es unterschiedliche Präparate, welche verträglich mit dem Stillen sind. Sollte Dein Hausarzt diesbezüglich unsicher sein, welches Antibiotikum (oder anderes Medikament) Du auch in der Stillzeit einnehmen darfst, erhält er Informationen dazu unter www.embryotox.de.

Auch ältere Stillkinder profitieren

Nicht nur Neugeborene oder Säuglinge, auch ältere Stillkinder profitieren noch vom mütterlichen Immunsystem durch die Muttermilch. Zwar trinken sie in der späteren Stillzeit nicht mehr soviel, aber auch kleine Dosen von Mamas Milch helfen der Abwehr eines Kleinkindes.

Vorsicht bei Lippenherpes

Wenn das Immunsystem von einer Erkältungskrankheit geschwächt ist, kann dies ein Auslöser für das Aufflammen eines Lippenherpes sein. Lippenherpes ist ein recht verbreitetes Leiden und normalerweise ist es damit getan eventuell oberflächlich mit Aciclovir zu behandeln und einfach zu warten bis die Bläschen und Läsionen abgeklungen sind.
Weiterstillen ist auch hier möglich, solange sich keine Bläschen an der Brustwarze gebildet haben (das kommt nur in sehr seltenen Fällen bei einer generalisierten Herpesinfektion vor). ABER dennoch muss man bei Herpesinfektionen strengstens auf Hygiene achten: Hände gut waschen und desinfizieren sowie bei Lippenherpes in der Akutphase einen Mundschutz tragen! Küssen und Kuscheln sollten in dieser Zeit vermieden werden, denn für Neugeborene und Säuglinge können die für uns relativ unkomplizierten Infektionen mit dem Herpes-Simplex-Virus sehr gefährlich werden.

Erkältung und Stillprobleme

Bei meinen Patientinnen habe ich oft den Eindruck, dass durch den Stress den der Körper aufgrund der Infektion hat, auch Brust und Brustwarzen empfindlicher und anfälliger für Probleme sein können.
Deshalb solltest Du Dir falls Du Beschwerden wie z.B. wunde Brustwarzen hast hier schon rasch Hilfe holen und Deine Hebamme oder Stillberaterin um Rat bitten.

Andere Infektionskrankheiten und Stillen

Nur wenige Infektionskrankheiten machen weitere Maßnahmen nötig oder stellen tatsächlich ein komplettes Stillhindernis dar. Eine Übersicht welche Krankheiten dies sind findest Du beispielsweise HIER.

Du siehst also, Du brauchst kein schlechtes Gewissen oder Vorbehalte haben, wenn Du eine Erkältung hast und Dein Baby weiter stillst. Im  Gegenteil, dadurch gibst Du ihm sogar Unterstützung, die Infektion selbst in den Griff zu bekommen.

In diesem Sinne: entspannt stillen!

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